Gemeindezentrum

Alles unter einem Dach

von Miryam Gümbel

Vor dem Eingang der Synagoge Ohel Jakob war ein blauer Teppich ausgerollt, die Tore weit geöffnet. Die ersten Hohen Feiertage am Münchner Jakobsplatz waren ein feierlicher und beeindruckender Abschluss der Errichtung des neuen Gemeindezentrums. Der Auftakt in das neue Jahr 5768 signalisierte zugleich auch den Beginn eines neuen Abschnitts im jüdischen Leben Münchens, nunmehr im Herzen der Stadt, der über lange Zeit vorbereitet worden war.
Bereits seit Monaten kommen zahlreiche Menschen an diesen zentralen Platz, Besuchergruppen, die gezielt das Zentrum besichtigen, und Passanten, die erstaunt und neugierig hier stehen bleiben. Während der Feiertage fiel diesen auch das aktive jüdische Leben hier auf. »Ist hier etwas Besonderes los? Sind jetzt irgendwelche jüdischen Festtage?«, fragte mancher, der die vielen Menschen und das weit geöffnete Synagogentor wahrnahm.
Beeindruckt waren auch diejenigen Gemeindemitglieder, die zum ersten Mal in die neue Hauptsynagoge gekommen waren. Viele, die sonst ihre Synagoge in anderen Stadtteilen wie Bogenhausen oder Schwabing besuchen, kamen zu dem einen oder anderen Gottesdienst während der Hohen Feiertage erstmals in die Synagoge Ohel Jakob. Der Raum, in den durch das filigrane Zeltdach das Tageslicht fiel, und seine durchkomponierte Architektur begeisterten sie ebenso wie die Feierlichkeit der Liturgie. Weiße Blüten setzen bei der Bima zusätzliche festliche Akzente. Chor und Chassan trugen einen wesentlichen Teil zur feierlichen Atmosphäre bei. Ergriffene Stille war im Raum, als das Kol Nidre gesungen wurde. Die durchdringenden Töne des Schofar brachten eine ganz eigene Stimmung in den Synagogenraum und die in ihm Versammelten zu besinnlichem Schweigen.
Ganz anders dann am Ende der Feiertage, als bei Simchat Tora alle Anwesenden den Rythmus der Gesänge mitklatschten, als die Torarollen durch den Raum getragen wurden. Gute Stimmung herrschte auch in der Sukka, die auf der großen Terrasse vor der Schulmensa aufgebaut war. Die Besucher erlebten hier ein weiteres Stück der durchdachten Architektur von Rena Wandel-Hoefer mit Blick auf die Münchner Altstadt.
Aufgebaut wurde die Sukka durch das AWO-Therapiezentrum & Museum Schloss Cronheim im schwäbischen Gunzenhausen. Zwischen dessen Leiterin Ingeborg von Günther und der Münchner Gemeindepräsidentin Charlotte Knobloch besteht schon seit Längerem ein guter Kontakt, der schon in verschiedenen Projekten seinen Ausdruck fand. Unter dem Motto einer Verbindung von Suchttherapie und Toleranzarbeit errichteten die Patienten des Therapiezentrums zu den Feiertagen im Münchner Gemeindezentrum die Sukka. Erfahrungen hatten sie bereits gesammelt, als sie in Nördlingen die Sukka restaurierten. Ein Modell schenkten sie damals der Münchner Gemeinde. Und sie vereinbarten die Errichtung einer Sukka für das Münchner Zentrum.
Aus Lärchenholz bauten die chronisch alkoholkranken Bewohner im Rahmen der Arbeitstherapie in der therapeutischen Schreinerwerkstatt unter Anleitung des Schreinermeisters Gerhard Hertlein und des Zimmerers Thomas Heigl eine zerlegbare Konstruktion aus Wandelementen, die mit Bambus ausgefacht wurden.
Die Planung der Sukka oblag der Gemeindezentrums-Architektin Rena Wandel-Hoefer. Alle, die während Sukkot die Mitzwa des Zusammensitzens dort erfüllten, zeigten sich begeistert von der Arbeit der Bewohner des Therapiezentrums. Reichlich Platz und eine stabile Konstruktion ermöglichten auch bei kühlerem Wetter einen angenehmen Aufenthalt. Eine Gelegenheit die auch das Jugendzentrum Neshama für sein »Jüdisches Oktoberfest« während dieser Tage nutzte.
Die Bedeutung der Feiertage und vor allem von Sukkot erläuterte Gemeinderabbiner Steven Langnas bei einem Schiur in der Werktagssynagoge im Gemeindezentrum. Zu diesem Anlass waren so viele Menschen gekommen, dass der Raum bis auf den allerletzten Platz gefüllt war. Neben dem Wissen gab es an diesem Abend auch noch etwas zu feiern: Rifka Gercek hatte, zur Erinnerung an ihren Mann Moses sel. A., einen Schas gestiftet, eine wertvolle, in Leder gebundene 72-bändige Ausgabe des Talmuds.
Und über noch etwas dürfen sich die Gemeindemitglieder seit den Hohen Feiertagen freuen: Das große Tor zur Synagoge wird künftig am Schabbat geöffnet sein. Das Treppensteigen entfällt, worüber sich nicht nur die älteren Menschen freuen.

Kultur

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