Die meisten Chinesen bekennen sich, zumindest offiziell, zu keiner Religion. Dennoch bereitet China sich zur Olympiade auf Besucher aller Weltreligionen vor. In Peking will Isaac Shapiro aus Highland Park, Illinois, seine Bar Mizwa feiern, und zwar im örtlichen Chabadhaus. Isaacs Vater, Sam Shapiro, wollte keine »große amerikanische Bar Mizwa« für seinen Sohn, sondern ihm ein besseres Verständnis der jüdischen Diaspora in China vermitteln. China wird »bald eines der wichtigsten Länder der Welt sein«, meint Shapiro.
Nicht alle sehen China so positiv. Im April forderten 185 Rabbis verschiedener Richtungen dazu auf, den Olympischen Spielen fernzubleiben – weil China das Regime im Sudan unterstützt und die tibetische Unabhängigkeitsbewegung unterdrückt. Dennoch erwartet Peking einen An- sturm jüdischer Besucher. Hunderte von jü-dischen Touristen, Athleten, Honoratioren und Journalisten kommen nach China. Chabad heißt alle willkommen und lädt zu Gottesdiensten ein. »Unseren Besuchern bieten wir alles«, sagt Rabbiner Schimon Freundlich vom Chabadhaus in Peking. »Es gibt zwar eine Trennung von Männern und Frauen in der Synagoge, aber kommen kann jeder.« Während der Spiele hält Chabad dreimal pro Tag Gottesdienste ab. »Bekannte Sportler werden zu unseren Gottesdiensten kommen«, sagt Freundlich, ohne Namen zu nennen. Touristen aus aller Welt hätten sich bereits an Freundlich gewandt. Er erwartet ein überfülltes Chabadhaus.
Das Restaurant von Chabad bietet koscheres Essen an. Außerdem finden Besucher koschere Speisen in »Dinis Restaurant«. Die einzige Gaststätte mit koscherer Küche auf dem chinesischen Festland wird während der Spiele 24 Stunden am Tag geöffnet sein. Fünf Rabbinatsstudenten aus Australien, Südafrika und den Vereinigen Staaten werden nach Peking kommen, um im Restaurant auszuhelfen, Essen auszuliefern und Gäste am Flughafen zu begrüßen. Zur Sicherheit haben die Inhaber einen Wachschutz engagiert, der ebenfalls 24 Stunden im Dienst ist.
Kehillat Beijing Minyan, eine weitere jüdische Gemeinde in Peking, stellt sich ebenfalls auf zahlreiche Besucher ein. Die Gemeinde wird sich an den Freitagabenden des 15. und 22. August versammeln. Am 8. August fällt der Schabbatgottesdienst wegen der Olympischen Eröffnungsfeier aus.
Doch auch die chinesische Regierung bleibt nicht untätig. Im Olympischen Dorf richtet sie fünf Häuser für Hindus, Buddhisten, Moslems, Christen und Juden ein. Dort sollen dann auch jüdische Sportler und Zuschauer an Gottesdiensten teilnehmen und koscheres Essen zu sich nehmen können. Alina Dain
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