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von Johannes Boie

»Hast du!« schallt es übers Spielfeld. Doch die Spielerin mit der Nummer 3 von SC Eintracht hat den Ball nicht. Punkt für die gegnerische Mannschaft. Linienrichterin Antje grinst. In wenigen Minuten wird die 27jährige selbst als Spielerin auf dem Feld stehen und für den TuS Makkabi Berlin die Bälle übers Netz dreschen. Da ist Einsatz gefragt, denn um den Damenvolleyball von Makkabi steht es derzeit nicht gut. Entsprechend hoch waren am vergangenen Sonntag die Erwartungen: »Wir wollen heute zweimal gewinnen!«
Während die letzte Saison noch mit Platz 2 abgeschlossen wurde, kämpft man mittlerweile darum, den Anschluß ans Mittelfeld halten zu können. Das hat Gründe. Nur acht Spielerinnen gehören derzeit zum Team, wenn jemand ausfällt, ist die Mannschaft schnell unterbesetzt. »Man sollte mit mindestens 12 Spielerinnen aufkreuzen, um vernünftig spielen zu können«, seufzt Kira Süer, 34. Zu allem Übel fehlt auch noch ein Trainer. Mitten in der Saison hat Michael Rosenberg nach einer offenen Aussprache mit den Spielerinnen im Dezember 2005 den Trainerjob an den Nagel gehängt. »Michael hat gedacht, wir hätten hier Bundesliga-Niveau. Wenn ein paar Spielerinnen beim Training gefehlt haben, hat er es gleich wütend abgesagt. Seine Strategie war miserabel«, sagt Süer. Seit dem Drama trainiert Kapitänin Süer das Team vorerst selbst. »Sonst gäbe es die Mannschaft vielleicht gar nicht mehr.« Nebenbei spielt sie auch noch selbst mit. Die Spielerinnen mögen ihre Ersatztrainerin, dennoch muß zum Sommer ein anderer her. »Ich will schließlich auch trainiert werden«, sagt Süer, die darauf vertraut, daß ihre Trainingsmethoden funktionieren, weil »die Spielerinnen hinterher kein Wort mehr sagen können und erschöpft unter der Dusche stehen«.
Im Verein mit dem Davidstern spielen nur wenige Jüdinnen. Betreuer Michael Schmargon zählt nach: »Von insgesamt acht Spielerinnen sind es nur zwei.« Beschränkt sich Judentum hier also auf den Schlachtruf »Makkabi Shalom« und die blau-weißen Trikots? »Wer so knapp mit Spielerinnen ist wie wir, der kann da nicht drauf achten«, sagt Schmargon. Eine restriktive Handhabung wie etwa bei Makkabi Köln, wo alle Sportler jüdisch sein müssen, findet er unsportlich: »Das senkt das spielerische Niveau.« Wenn es genug exzellente jüdische Spielerinnen gäbe, könnte man vielleicht über eine Art Quote nachdenken, aber im Moment »müssen die wenigen, die wir haben, erst mal alles geben.
An diesem Sonntag ist alle Anstrengung vergebens. Beide Spiele beim Turnier verliert Makkabi knapp mit 2:3. »Wir haben hart gekämpft, aber es hat halt nicht gereicht«, sagt Süer. Neben besseren Ergebnissen wünscht sie sich vor allem neue Mitspielerinnen. »Interessentinnen können sich jederzeit gern bei mir melden«.

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