Meinung

Aiwanger als Märtyrer

Ilanit Spinner hält es für ein Warnzeichen, dass die Freien Wähler bei der Wahl in Bayern nicht trotz, sondern gerade wegen der »Flugblatt-Affäre« auf einen Rekord zusteuern

von Ilanit Spinner  27.09.2023 14:00 Uhr

Foto: Levi Shag

Ilanit Spinner hält es für ein Warnzeichen, dass die Freien Wähler bei der Wahl in Bayern nicht trotz, sondern gerade wegen der »Flugblatt-Affäre« auf einen Rekord zusteuern

von Ilanit Spinner  27.09.2023 14:00 Uhr

Seit 20 Jahren bin ich in Deutschland wahlberechtigt, die Landtagswahl in Bayern am 8. Oktober ist die bis dato wichtigste Wahl für mich. Warum? Weil das Land, in dem ich lebe, sich derzeit in einem beängstigenden Umbruch befindet und weder die Politik noch die Bürger aktiv gegensteuern.

Bis zur Landtagswahl in Bayern sind es noch anderthalb Wochen. Die CSU erreicht laut Umfragen momentan etwa 36 Prozent. Damit liegen die Christsozialen hinter der im Freistaat magischen 40-Prozent-Marke. Deutlich spannender ist derzeit aber das Rennen um Platz zwei. Hier zeichnet sich ein Dreikampf zwischen Grünen, Freien Wählern und der AfD ab.

gewinner Einen Gewinner gibt es jetzt schon: die Freien Wähler. Die »Flugblatt-Affäre« um Bayerns Vize-Ministerpräsident hat der Partei nicht geschadet – im Gegenteil: Sie verzeichnet seit dem Antisemitismus-Skandal ein Rekordhoch. Und Aiwanger reagiert mit Genugtuung. »Ich glaube, das hat dem Ganzen noch das Sahnehäubchen aufgesetzt«, sagte der Freie-Wähler-Chef dem Bayerischen Rundfunk nach Bekanntgabe der aktuellen Umfragewerte.

Die Täter-Opfer-Umkehr hat schon bei Donald Trump gut funktioniert.

Die Täter-Opfer-Umkehr hat schon bei Donald Trump gut funktioniert. Beide betreiben gekonnt den Rollentausch als Machttechnik. Und die Wähler scheinen Gefallen daran zu finden. Während die etablierten demokratischen Parteien in Bayern und ganz Deutschland allesamt Stimmen verlieren, geht eine weitere Partei gestärkt in die Landtagswahl am 8. Oktober: die AfD.

In Sachen Populismus scheinen in unserem Land keine Grenzen gesetzt. Wer Stimmen braucht, fischt munter am rechten Rand, und wir schauen einfach zu. Zu lange sind wir davon ausgegangen, dass viele die AfD lediglich aus Frust, Wut und Enttäuschung wählen. Inzwischen sollte uns allen klar sein, dass die Partei von mindestens genauso vielen Personen aus Überzeugung gewählt wird. Eine Entwicklung, die mir als jungem jüdischen Menschen große Sorge bereitet.

Die Autorin ist Korrespondentin des Bayerischen Rundfunks in München.

Flüchtlingshilfswerk

Israel verbietet UNRWA Arbeit auf seinem Staatsgebiet

Israel schränkt die Arbeit des UN-Hilfswerks für die Palästinenser nach Terrorvorwürfen massiv ein

 28.10.2024

Berlin

Schimon Stein: Jüdisches Leben in Deutschland bleibt bedroht

»Der Schutz des jüdischen Lebens ist zum deutschen Mantra geworden«, so der Ex-Botschafter

 23.10.2024

Schloss Meseberg

Scholz dankt Katar für Vermittlung im Nahost-Krieg

Das Emirat ist Vermittler, gilt aber auch als Terror-Finanzier

 23.10.2024

Nahost

Baerbock macht sich in Beirut Bild der Lage

Die Außenministerin warnt vor »völliger Destabilisierung« des Libanon

 23.10.2024

Nahost-Krieg

London schränkt Waffenexporte nach Israel ein

Staatssekretärin Anneliese Dodds spricht von einer Begehung mutmaßlicher Kriegsverbrechen

 23.10.2024

Video

Was Sinwar kurz vor dem Überfall auf Israel machte

Die israelischen Streitkräfte haben Videomaterial veröffentlicht, das Yahya Sinwar am Vorabend des Hamas-Überfalls am 7. Oktober 2023 zeigt

 20.10.2024

Gaza

100.000 Dollar für jede lebende Geisel

Der Unternehmer und ehemalige Sodastream-CEO Daniel Birnbaum hat den »guten Menschen in Gaza« ein Angebot gemacht

 20.10.2024 Aktualisiert

Feiertage

Chatima towa, oder was?

Was von Rosch Haschana über Jom Kippur bis Sukkot die korrekte Grußformel ist

von Rabbiner Yaacov Zinvirt  24.10.2024 Aktualisiert

Baden-Württemberg

Jüdisches Mosaik in Karlsruhe beschädigt

War es ein Unfall, Vandalismus oder eine gezielte Tat?

 15.10.2024