Könnten schon bald einige der Geiseln im Gazastreifen freikommen? Einem Bericht der »Washington Post« zufolge stehen die Grundzüge eines Abkommens zur Freilassung von am 7. Oktober durch die Terrororganisation Hamas entführten Frauen und Kindern. Die Zeitung beruft sich auf einen namentlich nicht genannten israelischen Offiziellen.
Demnach könnte die Vereinbarung in den nächsten Tagen verkündet werden, aktuell würden die letzten Details geklärt. Die vorläufige Vereinbarung sehe vor, dass israelische Frauen und Kinder in Gruppen freigelassen werden. Im Gegenzug sollen palästinensische Frauen und Jugendliche, die in israelischen Gefängnissen inhaftiert sind, freikommen. Außerdem sei ein Waffenstillstand von fünf Tagen geplant, um humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen.
Während Israel dem Bericht zufolge die sofortige Freilassung aller Frauen und Kinder fordert (ihre Zahl wird auf rund 100 geschätzt), habe die Hamas angedeutet, dass sie bereit sei, 70 Frauen und Kinder freizulassen. Das habe der Hamas-Funktionär Abu Ubaida in einer Audioaufnahme gesagt, welche auf »Telegram« gepostet worden sei, berichtete die Nachrichtenagentur »Reuters«.
Die Zahl der palästinensischen Frauen und Jugendlichen, die im Gegenzug freikommen könnten, sei unklar, schrieb der Washington Post-Kolumnist David Ignatius. Das Weiße Haus teilte unterdessen mit, dass US-Präsident Joe Biden am Sonntag mit dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad al-Thani, telefoniert habe. »Die beiden Staatsoberhäupter waren sich einig, dass alle Geiseln ohne weitere Verzögerung freigelassen werden müssen«, hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses.
Die Verhandlungen Israels mit der Hamas laufen offenbar via Katar. Dort hat auch die politische Führung der Terrororganisation ihren Sitz. Israels Auslandsgeheimdienst Mossad ist offenbar in die Ausarbeitung des Abkommens ebenso involviert wie der US-Geheimdienst CIA und die Regierung Ägyptens.
Insgesamt mehr als 240 Menschen wurden von der Hamas und anderen Terrorgruppen entführt. Gut 200 sind israelische Staatsbürger; mehrere Dutzend haben darüber hinaus noch einen zweiten Pass. Auch mehrere deutsche Staatsangehörige sind unter den Geiseln. Etwa 35 der Entführten, so die »Washington Post« unter Berufung auf den israelischen Offiziellen, besitzen keinen israelischen Pass. Bei den meisten handele es sich um Thailänder, die in Israel als Gastarbeiter tätig seien. mth